Um regnerische Tage wie heute zu überstehen, sollte man gar nicht erst versuchen aufzustehen und rauszugehen, sondern lieber mit Kaffee und Zeitung im Bett bleiben. Genau das hatte ich heute vor – die Werbeabteilung meiner Tageszeitung hat der morgendlichen Ruhe aber ein jähes Ende gesetzt. Als ich nämlich bis ich zum Kulturteil des Standards durchgedrungen bin, finde ich auf Seite 18, in der Rubrik „MedStandard“, eine Anzeige der „Aktion Leben Österreich“.
Der Standard ist jetzt gewiss kein revolutionäres Medium, noch unterscheidet er sich von der bürgerlichen Berichtserstattung großer, deutscher Tageszeitungen, die Werbung hat mich aber doch zutiefst erschrocken. Mir ist dabei klar (nur um jetzt eine Grundsatzdebatte um Werbung in einer kapitalistischen Gesellschaft zu verhindern) dass Werbung im Allgemeinen nichts Gutes ist und die meisten werbenden Firmen Dreck am Stecken haben.
Und vielleicht war es auch naiv zu glauben, dass „linkere“ Medien sich von den frauenfeindlichen Positionen der LebensschützerInnen fernhalten und auf ihr Geld verzichten.
Die mediale Öffentlichkeit die diesem Verein dadurch geboten wird ist aber trotz allem beunruhigend. Zumal Anzeigen wie diese Frauen bewusst zu falschen Beratungsstellen lotsen. Die Reklame mag zwar auf den ersten Blick relativ harmlos und vielleicht auch einladend wirken, ein Klick auf die Website lässt aber tiefer blicken.
Jede und jeder von uns hat als Embryo mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle begonnen.
Damit wird jede Frau die sich für einen Abbruch entscheidet und nicht gewillt ist sich einer christlichen Weltanschauung zu unterwerfen, als Mörderin diffamiert. Der Verein verzichtet zwar darauf Stimmung für ein totales Abtreibungsverbot zu machen, ergebnisoffene und sachliche Beratung können Frauen von diesen Stellen jedoch trotzdem nicht erhoffen. Zutief sitzt der Irrglaube dieser Menschen, dass nur das Leben des Fötus zu schützen sei. Dass eine Frau einfach kein Kind will , passt nicht in deren beschränktes Weltbild.
Wir wollen, dass Schwangerschaft und Geburt von allen Beteiligten positiv erlebt werden können und die Gesellschaft die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür schafft.
Eine Schwangerschaft bedeutet für die Frau mitunter die größte Herausforderung ihres Lebens. Gemeinsam mit ihr wollen wir tragfähige Konzepte entwickeln, damit auch eine unerwartete oder aus anderen Gründen konfliktbeladene Schwangerschaft angenommen werden kann.
Leser_innenbriefe bzw. Beschwerden über derartige Anzeigen bitte an:
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