Kontrovers waren die Femen ja schon immer. Aber ich muß ehrlich zugeben, daß die Femen-Aktionen eine Zeit lang ein bißchen Hoffnung nährten, hatten sie es doch erfolgreich geschafft, den Feminismus immer wieder in die Medien zu schubsen.
Aber dann kam die Aktion auf der Herbertstraße mit diesem unsäglichen „Arbeit macht frei“-Schild, immer mehr bescheuerte Aussagen und letztens ein dem gesamten Islam (inklusive der muslimischen Frauen, auch den feministischen) geltenden Rundumschlag. Und mit der Reaktion von Femen auf Kritik müßten die Damen eigentlich jetzt wirklich für viele gestorben sein.
Wie sie generell mit Kritik umgehen, wußte man spätestens seit ihrer Reaktion auf die Kritik von evibes: mit unglaublichem Mangel an Reflektionsvermögen.
Bei der aktuellen Debatte wird an ihren Entgegnungen eine Ignoranz, eine riesen Menge Paternalismus und, man möchte fast schon sagen, Größenwahn deutlich, daß sich einem die Fußnägel aufrollen:
Für Shevchenko ist sie wegen dieses Stück Stoffs eine Sklavin, die befreit gehört. „Das Kopftuch ist vergleichbar mit einem Konzentrationslager“, sagt die Aktivistin. „Nein“, entgegnet Ulusoy, ihre Verhüllung sei für sie als Kind zunächst „das Symbol des Erwachsenwerdens gewesen, heute unterstützt es meinen Charakter“. Außerdem sei es ja nicht an ihrem Kopf festgenagelt, sie könne es jederzeit hinterfragen. Also auch ablegen. „Solche Frauen hatten doch nie die Wahl. Sie kennen den Unterschied zwischen Freiheit und Unfreiheit nicht“, kritisiert die Femen-Aktivistin.
Wie anmaßend das ist und wie so eine Menge feministischer Aktivist_innen muslimischen Glaubens abgewatscht werden, wird in einem absolut lesenswerten Interview mit Kübra Gümüsay in dieStandard deutlich:
Wir brauchen natürlich AktivistInnen, die aufstehen und sagen „So geht das nicht!“. Ich würde bei den Femen-Protesten für Amina mitmachen, wenn ich wüsste, dass es tatsächlich um Inhalte geht. Aber sich vor eine Moschee der Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft zu stellen, die überhaupt keinen Bezug zu Tunesien hat und die noch dazu in vielen islamischen Ländern verfolgt wird – das war für mich ein Signal, dass es weder um Inhalte geht, noch darum, effektiv und zielgerichtet Amina Tyler zu helfen. Es geht nur um ein Tamtam und Medienaufmerksamkeit.